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Entsetzt und mit großer Traurigkeit erfuhren wir heute von Ulrich Sahm von einem Überfahranschlag mit einem Lastkraftwagen in Jerusalem. Unser Mitgefühl und Beileid gilt den Familien und Angehörigen der Opfer sowie den Menschen in Israel.

Sahm – Überfahranschlag mit Lastwagen, vier Tote
von Ulrich W. Sahm, Jerusalem, 8. Januar 2017


Eine weißer Lastwagen mit Hebekran fuhr an der Jerusalemer Haas-Promenade in eine Gruppe Soldaten hinein, die gerade aus einem blauen Reisebus ausstieg. Vier Menschen wurden nach Angaben der Rettungsdienste getötet und 15 zum Teil schwer verletzt. Hinzu kommt der getötete Lastwagenfahrer. Ein bislang namentlich nicht bekannter Israeli gab mindestens 13 Schüsse auf den Fahrer des Lastwagens ab und tötete ihn. So konnte ein schlimmeres Unglück verhindert werden.

Nachdem der Lastwagen in die Gruppe hineingefahren war, sei er noch mehrfach vor- und rückwärts gefahren, um die unter dem Fahrzeugen liegenden Verletzten zu töten.

In der ganzen Gegend (500 m von meiner Wohnung entfernt) sind Polizeisirenen zu hören. Durchgangsstraßen wurden abgesperrt.

Die Polizei redet von einem Terroranschlag, weil der noch nicht identifizierte Lastwagenfahrer die Geschwindigkeit erhöhte, ehe er abbog, um in die Gruppe Soldaten und Soldatinnen hineinzufahren.

Reporter erinnern an ähnliche Anschläge in Berlin und Nizza.

Die Haas-Promenade ist ein beliebtes Touristenziel, von wo man vom Süden einen Blick auf die Altstadt Jerusalems und auf den Ölberg hat.

Zusatz zu Überfahranschlag in Jerusalem (Sahm)
Inzwischen stellt sich heraus, dass der Lastwagenfahrer aus dem benachbarten arabischen Viertel Dschebel Mukaber stammt. Es sei ein „freigelassener Häftling“ gewesen, mit vielen früheren Sicherheitsvergehen. Er habe als Fußballtrainer im Jerusalemer Viertel Beth Safafa gedient.

Telefonisch meldete sich bei TV-Sender 10 der Tourguide Eitan, der die Soldatengruppe durch Jerusalem führen sollte. Er wurde von dem Lastwagen auf den Rasen geschleudert, konnte sich aber wieder aufrichten. Als er sah, dass der Lastwagenfahrer den Rückwärtsgang einlegte, um am Boden liegende Verletzte zu überfahren, war ihm klar, dass es sich nicht um einen „Unfall“ handelte, sondern um einen Terroranschlag. „Ich zückte meine Pistole und leerte mein ganzes Patronenmagazin mit 12 Kugeln auf den Fahrer in der Kabine.“ Erst danach eröffneten auch einige der Soldaten das Feuer.

Aus dem Dorf Dschebel Mukaber sind schon verhältnismäßig viele Terroristen gekommen. Darunter Cousins, die den schweren Anschlag auf eine Synagoge im Viertel Har Nof, am anderen Ende Jerusalems, durchgeführt haben, indem sie betende Juden mit Äxten erschlugen. Aus dem gleichen Dorf stammten auch die Attentäter auf die Linienbusse 78 und 12. Bei einem Anschlag wurde ein bekannter amerikanischer Friedensaktivist getötet. Bei dem Anschlag auf die Linie 12 explodierte eine Bombe und tötete nur den Attentäter.

Die Bewohner des Dorfes sind Bürger Jerusalems, haben einen blauen israelischen Ausweis, aber nicht die israelische Staatsangehörigkeit, weil sie die nach der Eingemeindung 1967 verweigerten.

Sicherheitskameras haben den Anschlag gefilmt. Zu sehen ist, wie der Lastwagen in eine Gruppe auf dem Bürgersteig stehende Gruppe Soldaten gefahren ist. Auf dem Rasen drehte er einen Kreis, kehrte zurück und überfuhr rückwärts die am Boden liegenden Verletzten.

(C) Ulrich W. Sahm